Hilfe- ich uebernehme die Gefuehle anderer Menschen!

Es fühlt sich manchmal so ähnlich an wie eine "Gefühlsansteckung":
Eben noch warst Du in einer guten Stimmung und relaxten Verfassung. Und kaum bist Du im Kontakt mit anderen Menschen, ändert sich Deine Stimmung. Fast wie ein Chamäleon passen sich Deine Gefühle denen der anderen Menschen an.


Das "Überschwappen" der Gefühle - wenn Empathie zu viel wird

Dir sitzt im Bus ein fremder Mensch gegenüber: Du fühlst seine Traurigkeit, und Du bekommst ein Gefühl der Schwere.
Du kommst ins Büro, und spürst sofort den Frust Deiner Kollegin. Dein Nacken verspannt sich.
Im Meeting schnürt Dir die "dicke Luft" fast die Luft zum Atmen ab.
Du holst Dein Kind aus der Kita. Seine Aufgedrehtheit springt auf Dich über, und Du fühlst Dich plötzlich ganz hibbelig und flirrig.
Dein Partner kommt zur Tür herein, und Du erkennst bereits an seiner Stimme, dass er schlecht gelaunt ist. Deine Laune rauscht ebenfalls in den Keller.


Der Grund: Die Wahrnehmungsbegabung hochsensibler Menschen

Gefühle anderer Menschen wahrnehmen

Eines der Kriterien für Hochsensibilität ist die ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit. Sie bezieht sich nicht nur auf sensorische Reize wie z.B. Gerüche, visuelle Informationen, Geräusche oder Berührung, sondern eben auch auf psychische Reize.

Psychische Reize wie Stimmungen und Gefühle, die beispielsweise durch Filme, Kunst, Musik oder durch andere Menschen zu Dir transportiert werden. Als sensibler Mensch ist es für Dich möglicherweise völlig selbstverständlich, die Gefühlslage Deines Gegenübers sofort zu erspüren.

All diese Stimmungen nimmst Du wahr, und durch die Intensität fühlt es sich so an, als wären es DEINE Stimmungen und Emotionen.
Und gleichzeitig findest Du keine rechte Antwort auf die Frage: "Und wie geht es mir eigentlich selbst?", stimmt`s?
Die Grenzen zwischen Dir und den anderen scheinen seltsam verschwommen.


Doch die gute Nachricht ist: Wir können lernen, mit dieser Fähigkeit der Wahrnehmungsbegabung gut umzugehen, und unsere Kräfte zu schonen.

Wie kann das gehen?


Mache Dir als erstes bitte bewusst, DASS Du überhaupt die Fähigkeit besitzt, Stimmungen und Gefühle anderer intensiv wahr zu nehmen!

Das kann nämlich nicht jeder Mensch in dieser Intensität. Es nutzt auch nichts, dagegen anzukämpfen, und diese Fähigkeit "weghaben" zu wollen. Ganz ehrlich: Das ist völlig vergeudete Energie! Sie gehört zu Dir, so wie Deine Körpergröße und Deine Augenfarbe.
Letztlich bedeutet es, dass Du sehr empathisch bist.
Du bist bereit und fähig, Dich in die Gefühlslage anderer Menschen hinein zu versetzen.
Und DAS ist erst einmal etwas Gutes.
Zum einen hilft es Dir selbst, weil Du das Verhalten anderer besser verstehen kannst.
Zum anderen kannst Du damit für andere eine gute Unterstützung sein, wenn Du das möchtest.
Es sind oft die empathischen Menschen, die für Frieden sorgen. Die Kompromisse finden können, und die Menschen an einen Tisch bringen können.
Und genau DAS braucht diese Welt sehr dringend.
Feier Dich also erst einmal dafür, dass Du diese Fähigkeiten hast!
Und jetzt lass uns schauen, wie Du auf eine für Dich gute Art und Weise mit Deiner Empathie, Deiner Feinfühligkeit umgehen kannst.


Woran erkennst Du, dass Du gerade in der Gefühlswelt anderer unterwegs bist?

Du bemerkst es garantiert im Nachhinein, wenn Du Dich öfter erschöpft und ausgelaugt nach Zusammentreffen mit anderen Menschen fühlst. Wenn Du das Gefühl hast: "Puuuh, dieser Kontakt hat mich gerade ziemlich geplättet, ich muss mich erstmal ausruhen."
Besser wäre es natürlich, wenn Du es rechtzeitig erkennst.
Dabei helfen Dir Techniken aus dem Bereich der Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung. Techniken, mit denen Du immer wieder zu Dir selbst und zu Deiner eigenen Befindlichkeit zurückkehrst.
Das erfordert Deine Bereitschaft, Dich darauf einzulassen, und es immer und immer wieder zu üben.
Du kannst zum Beispiel beobachten, wie und wo Dein Körper anzeigt, wenn Du emotional von anderen geflutet wirst.
Was fühlst Du dann? Verspannung? Wo genau? Magengrummeln? Kopfschmerz? Fiepen im Ohr? Beobachte das, und notiere es Dir.
Nutze Deinen Körper als "Frühwarnsystem".
Wenn Du unsicher bist, ob Du gerade die Gefühle eines anderen übernommen hast, oder nicht, kannst Du zur Orientierung Dein Gegenüber auch fragen: "Du, kann es sein, dass Du gerade traurig bist?" (als Beispiel). Das empfehle ich jedoch nur bei ausgesuchten und vertrauenswürdigen Personen zu machen, die gut in der Lage sind, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen, und zu benennen.


So stoppst Du emotionale Überlastung

Abgrenzen. Stop sagen.

1.Steige aus den Gefühlen der anderen bewusst aus
Du kannst Dir vorstellen, wie Du die Gefühle des Anderen zurückgibst, und Dir innerlich sagst: "Das ist Deins. Du bist Du, und ich bin ich." Du kannst da auch gerne Deinen eigenen Satz finden. Es gibt da kein "richtig" oder "falsch". Hauptsache, de Satz passt zu Dir, und fühlt sich unterstützend an.
Das bedeutet nun nicht, dass Du abstumpfen musst, und Dich völlig gefühllos machen sollst. Ganz und gar nicht! Du darfst gern weiterhin mitfühlen, und gleichzeitig Dir ganz klar machen, dass es die Gefühle des anderen sind. Nicht Deine.

Stelle Dir vor, wie Du Deine "Hochleistungs- Empfangsantennen" einziehst, bis Du die Signale Anderer viel schwächer empfängst. Gleichzeitig richtest Du die Antennen auch auf Dich, so dass Du Deine eigenen Frequenzen sprich Stimmungen immer gut mitbekommst.

2. Kultiviere Mitgefühl statt Mitleid
Rutschst Du in das Leid des anderen hinein? Dann gehst Du im Strudel der Gefühle des anderen wie Verzweiflung, Schmerz und Ohnmacht ebenfalls unter.
Fühle mit, und bleibe trotzdem bei Dir! Dann bleibst Du innerlich stabil, auch wenn Dich die Geschichte des anderen berührt. Du darfst Dich weiterhin berühren lassen, und es darf auch mal ein Tränchen dabei fließen.


Kathrina Hof, Mentorin für hochsensible Frauen

Das geht auch mir als Coach manchmal so. Und dann sage ich meinen Klientinnen ganz offen, dass ich gerade berührt bin. Und lass ein Tränchen kullern. Oder zeige meine Gänsehaut, die ich oft vor lauter Freude bekomme, wenn eine Klientin gerade eine Erkenntnis gewonnen hat, oder einen Entwicklungsschritt geschafft hat. Und GLEICHZEITIG halte ich den Raum, und bin völlig klar und stabil für meine Klientin präsent.
By the way: Wer schreibt hier eigentlich? Ich bin Kathrina Hof, Coach und Mentorin für hochsensible Frauen. Selbst hochsensibel, außerdem verheiratet, Hundemama, im schönen Hessen wohnend, und nach vielen Jahren von "Versuch und Irrtum" endlich happy mit meiner Hochsensibilität. Ich zeig Dir gern eine Abkürzung!


Versuche Dir einmal vorzustellen, dass Du im Kontakt mit Anderen nicht "in den Anderen hineinkriechst", sondern als eigenständige Person außen vor bleibst. Auch hier kannst Du Dir wieder sagen: "Du bist Du, und ich bin ich. Auch wenn mich Deine Geschichte berührt." Wenn der Satz so noch nicht für Dich stimmt, dann wandele ihn gern ab, bis er voll und ganz zu Dir passt.

Vielleicht hilft Dir auch die Vorstellung, dass Du ein Theaterstück schaust. Und somit die Rolle des Beobachters einnimmst, anstatt selbst auf der Bühne zu stehen. Du darfst als Beobachter trotzdem für den Hauptdarsteller da sein, ihn stützen, kommentieren, ihm einen Tee kochen, Deinen Platz verlassen und ihn in den Arm nehmen oder was auch immer tun.
Aber mache Dir klar, dass SEINE Rolle eben nicht DEINE Rolle ist.

3. Plane genügend Auszeiten ein
Gib Dir und Deiner Wahrnehmung bitte jeden Tag die Chance, sich in einer reizarmen Umgebung wieder zu erholen und herunterzufahren.
Ein weiteres Kennzeichen von Hochsensibilität ist der lange Nachhall des Erlebten und des Gefühlten. Sprich: Gehirn und Nervensystem benötigen Zeit, um verarbeiten zu können. Und manchmal ist das der Grund, warum Hochsensible Schlafstörungen haben: Gehirn und Nervensystem forern quasi diese Verarbeitungszeit ein, Nachts, wenn sonst keine Reize wahrzunehmen sind, läuft das Gehirn auf Hochtouren. Es reproduziert das Erlebte, und dreht und wendet es.

Gib Dir lieber über den Tag hinweg Zeit, entweder am Stück oder in mehreren kleinen Phasen, um scheinbar nichts zu tun... und um das berühmte "Loch in die Luft" zu gucken. Schaufel Dir diese Zeit frei, und lass Dich von eventuellen Bemerkungen anderer (oder Deinen eigenen kritischen inneren Stimmen) nicht beirren. Komm zu Dir zurück!

Falls Du (beispielsweise im Job) wenig Zeit hast, dann kannst Du Dir am Waschbecken kaltes Wasser über Deine Handgelenke laufen lassen. Das bringt Dich schnell und easy wieder in Kontakt mit Dir und Deinem Körper. Stelle Dir zusätzlich vor, wie Du mit dem Wasser alle Einflüsse Anderer abfließen lässt. Und damit sind wir schon bei der vierten Möglichkeit, it der Du emotionale Überlastung vermeiden bzw.. stoppen kannst:

Emotionen verändern: Tanze! Bewege Dich!

4. Reguliere Emotionen mit Hilfe Deines Körpers
Oft versuchen wir über den Intellekt unsere Stimmung zu verändern. "So, jetzt aber! Bitte recht freundlich. Schluss mit Trübsal blasen!"... Kennste, oder?
Dabei vergessenwir eines: Den Körper mitzunehmen. In unserem Körper geschieht gaaanz viel, wenn wir in die Stimmungen und Probleme anderer Menschen eintauchen: Stresshormone werden ausgeschüttet. Die Muskeln verspannen sich, der Atem wird flacher, oder schneller... wie oben bereits beschrieben: Der Körper drückt aus, was im Außen los ist.
Stimmungen (eben auch die anderer Menschen) haben auf unseren Körper immer Auswirkungen!

Das bedeutet im Umkehrschluss:
Du kannst mit Hilfe Deines Körpers auch wieder aus den Emotionen aussteigen.
Dreh gern einmal Deine Lieblingsmusik auf, und tanze Dich außer Atem.
Oder mache 10 Liegestütz.
Schüttle Deinen Körper von oben bis unten aus, so wie ein Hund, der sich schüttelt. Tiere machen instinktiv das Richtige.
Atme tief ein, und mit Schwung wieder aus, und atme Dir den ganzen Emotionskram aus dem Körper. Mach gern auch Geräusche dabei, wenn Du magst und gerade niemand im Raum ist.
Vielleicht fällt Dir noch etwas anderes ein, was Dir noch besser gefällt? Dann los! Dein Körper sendet positive Signale an Dein gfehirn, in der Folge werden Glückshormone ausgeschüttet. Und zack, fühlst Du Dich wieder frisch, und bist bei Dir angekommen.
Wirkt... allerdings nur, wenn Du es nicht bloß hier liest, sondern wirklich durchführst 😉


Ich hoffe, dass ich Dir etwas Mut und Zuversicht geben konnte, denn es ist wirklich möglich, dass Du trotz all der Gefühle Anderer gut bei Dir bleiben kannst.
Und ja: Es erfordert Übung! Bleib dran, es lohnt sich. Versprochen. Du hast viel mehr Energie zur Verfügung, wenn Du bei Dir bleiben kannst.
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Kommentare: 3
  • #1

    Ines Böhler (Mittwoch, 18 Januar 2023 15:29)

    Vielen Dank für den Artikel, es ist immer wie eine Reise ins ICH, wenn in sowas lese. Ich kann dem nichts hinzufügen. Alles Facetten benannt, der Vergleich mit dem “Theaterstück” gefällt mir besonders gut, diesen Gedanken verfolge ich gerne im Zusammensein mit meinen Schwiegereltern. Etwas schwierige Eltern. Ich bekomme auch immer eine starke körperliche Reaktion, sie müssen nicht mal auftauchen. Manchmal reicht es schon, wenn ich über neuerliche K(r)ampfeinsätze, die es noch gilt zu verdauen. Ich hatte mir vorgenommen, durchzuhalten bis zum Schluss. Mittlerweile weiß ich nicht, ob ich das meinem Körper antuen kann und darf. Wie trennt man sich Bitteschön von Schwiegereltern. Die ja auch immer so nett sind und aufopfernd. ���
    Naja, die Frage war eher rhetorischer Natur. Ich lese mal weiter hier bei dir. Schön dich zu “kennen” und lesen zu dürfen. Vielen Dank für alle Gedanken und Anregungen. Viel Erfolg! Und nicht zu vergessen - viel Spaß weiterhin. Toll, dass es dich gibt!

  • #2

    Karin (Donnerstag, 19 Januar 2023 07:16)

    Liebe Kathrina,
    Du spichst mir aus der Seele mit deinem Beitrag. Vielen Dank für die hilfreichen Impulse.
    Was mir zudem hilft, sind regelmässige kurze Pausen draussen an der frischen Luft, die ich mir nehme, um zu dampfen. Werde ich beibehalten auch wenn ich mal eines Tages die elektronische Zigarette abgelegt werden habe...

  • #3

    Kathrina Hof (Montag, 30 Januar 2023 11:06)

    Liebe Ines,
    herzlichen Dank für Deine Rückmeldung, ich reise sehr gerne mit Dir ins Ich. Und ich freu mich, wenn wir uns weiterhin lesen.

    Liebe Karin,
    freut mich, wenn meine Impusle hiflreich für Dich sind, danke Dir für die Rückmeldung.
    Und ja, frische Luft tanken mit regelmäßigen Pausen zu verbinden, ist super! Ganz besonders ohne Zigarette, gleich welcher Art, schmunzel... Irgendwann kommt der richtige Zeitpunkt, um etwas zu verändern. Ich habe auch viele Jahre geraucht, bis ich mir damit gehörig auf den Keks ging. Hab mich mit Bioresonanttherapie dabei unterstützen lassen, und dadurch einen Rückfall verhindert...
    Heute bin ich froh drum.