People Pleasing- und wie Du den Ausstieg schaffst
Es ist fast wie ein Zwang: Kaum bittet Dich jemand um einen Gefallen, hörst Du Dich schon „Ja“ sagen, obwohl Du es eigentlich nicht möchtest.
Im Restaurant traust Du Dich nicht, auf die Frage des Kellners „Hat es Ihnen geschmeckt?“ mit „Nein“ zu antworten.
Der Chef bittet Dich um Überstunden, und obwohl Du längst erschöpft bist, lächelst Du und sagst „Ja klar, kein Problem.“
Wenn wir ständig „Ja“ sagen, es allen recht machen und Konflikte um jeden Preis vermeiden wollen, nennt man das „People Pleasing“.
Gerade hochsensible Menschen sind davon oft betroffen. Doch warum ist das so, und wie können wir diesen Kreislauf durchbrechen?
Warum neigen wir zu „People Pleasing“?
1. Prägende Kindheitserfahrungen
Viele von uns haben als Kinder gelernt, dass die eigenen Bedürfnisse nicht zählen. Vielleicht wurden wir dafür gelobt, „brave“ Kinder zu sein, die nie Probleme machen. Oder es gab Strafen, wenn wir unsere Meinung gesagt haben.
Also haben wir uns nach den Wünschen der Bezugspersonen (Eltern, Lehrer) gerichtet. Dieses Verhaltensmuster war damals eine Überlebensstrategie – heute hindert es uns daran, authentisch zu sein.
2. Gesellschaftliche Erwartungen
„Sei nett, sei hilfsbereit, mach keine Probleme“ – solche Botschaften hören wir u.U. unser ganzes Leben lang. Kein Wunder, dass wir irgendwann glauben, unser Wert hinge davon ab, wie gut wir uns an andere Menschen anpassen können.
3. Hochsensibilität
Hochsensible Menschen spüren die Bedürfnisse anderer besonders stark und haben ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis. Sie wollen Konflikte vermeiden und sorgen sich oft mehr um das Wohl anderer als um ihr eigenes.
Dazu kommt die Angst, als „zu schwierig“ oder „zu empfindlich“ wahrgenommen zu werden, und deshalb abgelehnt zu werden.
Was kostet Dich dieses Verhalten?
Auf andere einzugehen und für sie da zu sein, ist eine wunderbare Eigenschaft. Doch wenn Du Dich selbst dabei vergisst, zahlst Du einen sehr hohen Preis:
- Anstrengende und einseitige Beziehungen: Du bist zwar nach außen immer freundlich, aber innerlich frustriert.
Andere gewöhnen sich daran, dass Du immer zur Verfügung stehst. - Körperliche Symptome: Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, Verspannungen, Schmerzen: Dein Körper sendet Warnsignale.
- Emotionale Erschöpfung: Burnout, Depressionen oder auch Suchtverhalten können die Folge sein.
Wer schreibt hier eigentlich?
Ich bin Kathrina Hof, Coach, Mentorin für hochsensible Frauen und Fachberaterin Hochsensibilität (BIEK- Institut).
Als ich von meiner Hochsensibilität erfuhr, wurde mein Leben endlich leichter! Ich zeige Dir gern die Abkürzung
6 Schritte, um das People Pleasing zu beenden
1. Erforsche die Ursachen
Warum fällt es Dir so schwer, „Nein“ zu sagen? Woher kommt Deine Angst vor Ablehnung? Meist liegen die Gründe für solch tiefsitzende Muster in unserer eigenen Geschichte.
Das aufzudecken und zu erforschen, ist ein sehr guter Ansatzpunkt.
Denn wenn Du wirklich verstehst, wie und warum Du so tickst, kannst Du viel besser etwas daran verändern.
2. Lerne, auf Deine Bedürfnisse zu hören
„Was brauche ich gerade?“ „Was wünsche ich mir jetzt?“ Diese Fragen kannst Du Dir immer wieder stellen. Und vielleicht sind diese Fragen völliges Neuland für Dich, weil Du nie gelernt hast, auf Deine Bedürfnisse zu hören, geschweige sie zu kommunizieren?
Hab an der Stelle bitte viel Geduld mit Dir. Es kann sein, dass es einiges an Zeit braucht, bis Du Deine Bedürfnisse überhaupt spüren kannst.
3. Nimm Deine Bedürfnisse und Wünsche bitte ernst
Deine Bedürfnisse sind nicht „egoistisch“ oder „lästig“. Sie sind ein wichtiger Teil von Dir – und sie verdienen genauso viel Beachtung wie die Bedürfnisse anderer.
4. Erbitte Bedenkzeit
Wenn Dich jemand um einen Gefallen bittet, sag nicht sofort „Ja“. Entgegne gern so etwas wie “Ich kann Dir dazu jetzt noch keine Antwort geben, ich möchte darüber noch etwas nachdenken. Ich melde mich bei Dir.“ Damit hast Du Luft und Zeit, um Dir darüber im Klaren zu werden, was Du wirklich willst.
5. Übe, übe, übe
Überlege Dir einfache Sätze, die Du in schwierigen Situationen nutzen kannst, und üb sie vor dem Spiegel. Zum Beispiel: „Danke, dass Du fragst, aber ich schaffe das heute nicht.“ „Ich kann Dein Anliegen total verstehen, aber ich möchte das nicht.“ Sprich sie bitte laut aus, damit Du Deine Stimme dabei hörst.
So wird es Dir mit der Zeit leichter fallen, in realen Situationen so zu reagieren, wie Du es wirklich möchtest.
Und vielleicht magst Du erst einmal „nur“ bei einzelnen und ausgesuchten Menschen mit dem Einüben beginnen? Manchen fällt es leichter, bei dem Partner oder einer Freundin neue Verhaltensweisen auszuprobieren. Andere wiederum möchten es lieber bei fremden Menschen testen. Finde für Dich heraus, welcher Weg für Dich der Richtige ist.
6. Lerne, mit den Reaktionen der anderen umzugehen
Wenn Du jetzt beginnst, für Dich und Deine Bedürfnisse einzustehen, dann kann es sein, dass Dein Umfeld nicht gerade begeistert reagieren wird. Irgendwie ist es ja auch verständlich, oder? Bisher hast Du es allen anderen möglichst recht gemacht, und jetzt veränderst Du Dein Verhalten. Plötzlich bist Du nicht mehr immer und für alle da.
Rechne bitte daher damit, dass andere Menschen enttäuscht sein werden, vielleicht sogar ärgerlich. Manche werden Dein „Nein“ nicht akzeptieren wollen, und versuchen, Dich zu manipulieren. Andere werden vielleicht schnippisch sagen „Na DU hast Dich aber verändert!“
Lass Dich davon bitte nicht beirren, auch wenn möglicherweise Angst in Dir aufsteigt, weil Menschen sich abwenden könnten.
Das ist ganz normal, und ein Teil des Prozesses.
Die Menschen, die sich bei Dir beschweren, weil Du ihnen Grenzen setzt, haben vermutlich vorher sehr davon profitiert, dass Du keine Grenzen hattest. Mach Dir bitte immer wieder bewusst, dass ein „nein“ zu anderen ein „ja“ zu Dir ist.
Es ist nicht GEGEN den anderen gerichtet, sondern FÜR Dich.
Du siehst: Es gibt Möglichkeiten, aus dem People Pleasing auszusteigen, und das Leben auch nach Deinen Wünschen zu gestalten.
Hab Geduld mit Dir, und sei Dir gegenüber bitte wohlwollend, auch und gerade wenn Du einen „Rückfall“ bemerkst.
Alte Verhaltensmuster lassen sich nicht sofort mit einem Fingerschnipps verändern.
Wenn Du dabei meine Unterstützung und Begleitung möchtest, dann melde Dich gern bei mir.
Bilder: privat sowie Despositphotos 46043383, 46564501, 81230758, 161942600
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